2000 Wünsche aus aller Welt
Fulda/Köln (ryt)
Mit über 2000 Wünschen von Menschen aus aller Welt stieg die aus Tann-Neustädtges
stammende Künstlerin Siglinde Kallnbach am 31. Dezember 1999 um 12 Uhr
mittags in einen sechs Meter tiefen Fernwärmetunnel in Köln. Dort
entrollte sie zusammen mit dem Kölner Oberbürgermeister Harry Blum
und dem Vorstandschef der Gas- und Elektrizitätswerke (GEW) Helmut Haumann
eine 461 Meter lange Wunschspur aus Kunststoff (die FZ berichtete).
Auf dieser Kunststoffbahn sind alle Wünsche, die Kallnbach über ein
halbes Jahr per e-mail, Fax und Brief gesammelt hat, mit einem bestimmten Code
verschlüsselt und in Schwingungskurven übersetzt worden.
Die enthüllten, aber dennoch geheimen Wünsche blieben
an diesem unterirdischen Ort über Nacht in aller Ruhe und Abgeschiedenheit
und wurden Neujahr von Kallnbach wieder eingerollt.
Diese weltweit einzigartige unterirdische Kunstaktion wird auch im Jahr 2000
fortgesetzt, wenn wir den Schritt ins nächste Jahrtausend feiern,
sagt Kallnbach.
Unterschiedlichste Zuschriften hat die Künstlerin bekommen: Neben den Wünschen
mit öffentlichem Charakter gebe es die geheimen, die ganz persönlichen.
Darunter sei auch viel Schnelles, Oberflächliches und Komisches
gewesen.
Beiträge vom Verein Bund Deutscher Karneval, der hofft, dass die Menschen
auch im nächsten Jahrtausend Fasching feiern, stünden ohne Reihung
oder Wertung neben Briefen von Todkranken, die ihre Heilung ersehnen. Kinderzeichnungen
finden laut Kallnbach genauso ihren Platz wie Beurteilungen zur Lage der Welt
von Geisteswissenschaftlern.
Allen Wünschen gemein sei jedoch die Energie, die sie entwickeln könnten,
betont die Künstlerin, die mit der Wunschspur ein grenzenloses,
internationales und globales Kunstwerk schaffen will.
Den Tunnel als Wunschkasten wählte die Kunst-Aktivistin, weil
er für High-Tech einer Gesellschaft an der Schwelle zum 21. Jahrhundert
ebenso steht wie für Archaisches, Rückgewandtes und Mythisches.
Wünsche gehörten in das immaterielle Reich der Emotionen, der Transzendenz
und des Unbegreifbaren. Sie blieben für das nächste Jahrtausend sehr
wichtig, erläutert die Künstlerin.
Illustre Mitarbeiter konnte Kallnbach für ihre Idee gewinnen.
So wünscht sich Kanzler Gerhard Schröder fürs neue Jahrtausend
die Beseitigung der Massenarbeitslosigkeit und Brian May von der Rockgruppe
Queen Mitgefühl und Liebe für Mitmenschen und alle
Lebewesen, bevor es zu spät ist.
Fuldas Oberbürgermeister Dr. Alois Rhiel warnt vor einer allzu hektischen
Suche nach Glück und Zufriedenheit, und Fuldas ehemaliges Stadtoberhaupt
Dr. Wolfgang Hamberger wünscht sich mehr Menschen mit größerem
Mut für tragfähigere Brücken über alle Gräben, Grenzen
und Mauern.
Rund 50 Menschen aus der Region Fulda konnte die Künstlerin für die
Teilnahme an ihrer Wunschspur gewinnen.
Weitere Beiträge sind natürlich erwünscht. Diese kann man schreiben
(Siglinde Kallnbach Wunschspur, Postfach 300743, 50777 Köln),
faxen (0221) 5509372 oder mailen an wishingtrack@wishingtrack.com.
FZ