Fuldaer Zeitung, 16.11.1999

Bildunterzeile: Künstlerin Siglinde Kallnbach in dem Kölner Versorgungstunnel unter dem Rheinbett, wo die "Wunschspur" in der Silvesternacht ausgelegt sein wird.

Kunstprojekt von Siglinde Kallnbach/Beteiligung bis Anfang Dezember möglich
Im Reich der Wünsche

Fulda/Köln (bx)
Wünsche haben einen besonderen Zauber, vor allem wenn sie eine Brücke von einem Jahrtausend ins nächste sind. Diese Erfahrung machte Siglinde Kallnbach , die zum Millennium das Projekt "Wunschspur" gestartet hat und viel Resonanz findet. Wer will, der kann sich noch daran beteiligen.
Die aus Tann stammende, in Köln lebende Künstlerin hat bereits weit über 1000 Wünsche aus aller Welt gesammelt.Alle werden im Computer eingescannt und in "Schwingungskurven" "übersetzt", die auf eine etwa 461m lange Spur übertragen werden. Am letzten Tag dieses Jahrtausends legt die Künstlerin die Spur im Versorgungstunnel der Kölner Gas-, Elektrizitäts- und Wasserwerke sechs Meter unter dem Bett des Rheins aus. Kallnbach: "Während zu Silvester über der Erde die Feuerwerkskörper explodieren, herrscht dort unten Abgeschiedenheit und Ruhe - eine gute Atmosphäre für Wünsche, um ihre Wirkung zu entfalten."
Viele wünschen und können wünschen - Prominente aus Politik, Kirche und Kultur sowie Menschen wie Du und ich.
Nach einem FZ-Artikel über das Projekt sind über 30 Beiträge aus der hiesigen Region in Köln eingegangen, was Siglinde Kallnbach freut: Die erste Resonanz kam von Sigrid Kreuder, der Frau des verstorbenen Bildjournalisten Rolf Kreuder. Sie wünscht sich unter anderem: "dass es immer mehr Menschen gelingt, in Frieden miteinander zu leben, dass sie ihre Begabungen zu Positivem einsetzen, dass sie Mut und Zivilcourage zeigen und die Dummheit bekämpfen."
Fuldas Oberbürgermeister Dr. Alois Rhiel verbindet seinen Beitrag "mit der häufig ebenso vergeblichen wie hektischen Suche nach Glück und Zufriedenheit." Er wünscht, dass sich diese Suche auf das wirklich Wesentliche beschränken und dabei die Feststellung von Montesquieu berücksichtigt werden möge: "Wenn man nur glücklich sein wollte, wäre dieses Ziel schnell erreicht: Doch mancher möchte ja glücklicher sein als die anderen, und das stellt sich als schwierig heraus, weil wir die anderen für weit glücklicher halten, als sie es in Wirklichkeit sind." Riehl:"Würde diesem Sinnspruch im privaten wie auch im öffentlichen Bereich gefolgt, würde Neid verhindert und Gelassenheit gefördert werden."
Der ehemalige Fuldaer OB Dr. Wolfgang Hamberger hat der Künstlerin Folgendes übermittelt: "Ich wünsche mir mehr Menschen mit größerem Mut für tragfähigere Brücken über alle Gräben, Grenzen und Mauern."
Alle, die sich noch an dem Projekt beteiligen wollen, können dies bis Anfang Dezember tun. Die Postanschrift lautet: "Siglinde Kallnbach, "Wunschspur", Postfach 30 07 43, 50777 Köln: Die Faxnummer ist: 0221/5509372. Beiträge können auch per e-mail geschickt werden an die Adresse wishingtrack@wishingtrack.com.