Mit Wunschbüchern für Siglinde Kallnbachs Projekt Wunschspur:
Die Künstlerin und der Fuldaer Kulturamtsleiter Dr. Werner Kirchhoff im
Vonderau Museum. Foto: Arnulf Müller
Eine Spur der Wünsche
Fulda/Köln(bx)
Wunschlos glückliche Menschen gibt es selten. Allen, die es nicht sind,
macht Siglinde Kallnbach ein besonderes Angebot: Wer möchte, der kann ihr
einen ganz persönlichen Wunsch für das nächste Jahrtausend zukommen
lassen. Dieser fließt mit vielen anderen in ein Millennium-Projekt ein,
das die aus Tann-Neustädtges in der Rhön stammende Künstlerin
in Köln plant.
Eigentlich hat dieses Projekt, das Kallnbach jetzt im Vonderau Museum dem Fuldaer
Kulturamtsleiter Dr. Werner Kirchhoff vorstellte, schon längst begonnen.
Im Mai erhielt die Künstlerin in Paris von ihrem japanischen Kollegen Shozo
Shimamoto den ersten Wunsch für das neue Jahrtausend. Inzwischen hat Kallnbach
bereits über 1000 aus etlichen Ländern gesammelt. Der Wunsch des Kölner
Kardinals Meisner ist fromm, derjenige eines kleinen Mädchens eher cool:
Es hofft, im Jahr 2000 immer genug Eis zu haben. Der 103-jährige Kölner
Alt-Karnevalist Karl Schmitz-Grön wünscht alles Gute im Leben,
und Ulrich Wickert von den ARD-Tagesthemen brachte das Ersehnte mit dem Wort
Zufriedenheit auf den Punkt.
Wünsche von zu Hause
Kallnbach ist es wichtig, dass sich neben Prominenten auch Menschen wie Du und
ich an dem Projekt beteiligen. Dabei sind natürlich Wünsche
aus meiner Heimatregion sehr willkommen, betont die Künstlerin. Jeder
eingesandte Wunsch wird elektronisch verschlüsselt (und damit anonymisiert)
sowie auf ein Band übertragen auf die internationale Wunschspur,
nach der das Projekt benannt ist. Dieses Band wird von Kallnbach am letzten
Tag dieses Jahrtausends in einem Versorgungstunnel der Kölner Gas-, Elektrizitäts-
und Wasserwerke, sechs Meter unter der Rheinsohle, ausgerollt. Dort hat die
Künstlerin bereits das Projekt Rheinspur verwirklicht, zu dem
ein gleichnamiges Buch erschienen ist.
In der Silversternacht bleibt die Wunschspur in diesem Tunnel, der
eine eindrucksvolle Mischung aus archaisch und modern sei. Am ersten Tag des
neuen Jahrtausends will die Künstlerin das Band wieder einrollen. Später
soll die Wunschspur zusammen mit Foto-Dokumenten und ausgewählten
Wünschen in Museen und Kulturinstitutionen zu sehen sein. Die Stadt Fulda
wird nach Angaben von Kulturamtsleiter Kirchhoff prüfen, ob im Jahr 2001
eine Ausstellung zu diesem Projekt im Vonderau Museum möglich ist.
Wünsche beschäftigen Kallnbach auch in künstlerischer Hinsicht
schon lange. Sie können ihre eigene Energie entfalten, betont
sie, was beispielsweise Selbstheilungskräfte bei Krankheiten zeigten.
Schreiben oder faxen
Die Künstlerin sammelt die Wünsche auf verschiedene Arten. Zum einen
ganz direkt, in dem die Wünschenden ihr Anliegen bei einer Begegnung mit
Kallnbach in ein Buch eintragen. Inzwischen gibt es bereits mehrere solcher
Wunschbücher. Zum anderen kann man ihr schreiben (Siglinde Kallnbach Wunschspur,
Postfach 300743, 50777 Köln), der Künstlerin unter der Nummer 0221/5509372
Faxe schicken oder e-mails an die Adresse wishingtrack@wishingtrack.com
senden.
Dr. Kirchhoff hat der Künstlerin übrigens einen Wunschzettel
mit seinem Anliegen übergeben. Apropos Wunschzettel: Bis Weihnachten sollten
die Wünsche bei Kallnbach angekommen sein, damit sie bei dem Projekt berücksichtigt
werden können.
FZ